Rohstoff Kalk im Geopark Westerwal-Lahn-Taunus

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Der Rohstaff Kalk im
Nationalen GEOPARK Westerwald-Lahn-Taunus
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Ein bedeutender Rohstoff für die Industrie

Als Kalksteine werden Gesteine bezeichnet, die überwiegend (> 80%) aus dem Mineral Calcit bzw. Kalkspat (CaCO3) bestehen. Ist zusätzlich der magnesiumhaltige Dolomit [CaMg(CO3)2] vorhanden, spricht man von einem dolomitischen Kalkstein. Höhere Tonbeimengungen leiten zu den Mergelsteinen über. Man kann diese Gesteine unter dem Begriff Karbonatgesteine zusammenfassen.

Jeder Einwohner der Bundesrepublik Deutschland verbraucht – eine Lebensdauer von 70 Jahren vorausgesetzt – etwa 100 Tonnen dieser Gesteine. Karbonatrohstoffe sind nach Natur- und Naturwerksteinen sowie Sanden und Kiesen die drittwichtigste Rohstoffgruppe in Hessen.

Sie sind für die Herstellung vieler Konsum- und Investitionsgüter unverzichtbar. Der Kalkstein gilt als Alleskönner unter den Gesteinen! Karbonatgesteine sind vor allem bedeutend für die Bauindustrie. Sie werden zum einen als als gebrochener Naturstein in Form von Splitt und Schotter verwendet, zum anderen sind sie bei der Herstellung von Baustoffen unverzichtbar.

Die wichtigste Verwendung von Kalkstein ist die Herstellung von Grundstoffen für den Bausektor. So verändert der Mensch schon seit Tausenden von Jahren Kalkstein durch Brennen, „löscht“ diesen Branntkalk mit Wasser und verwendet ihn, um Mörtel für Mauerwerke und Putze herzustellen oder nutzt den Rohstoff für Kalkanstriche und Wandmalereien. Kalk ist damit das bedeutendste Bindemittel in der Baugeschichte.

Die Herstellungstechniken haben sich durch die Jahrhunderte stark verändert und durch Zusätze verbessert. Für die Zementindustrie sind Kalk- und Mergelsteine essenzielle Rohstoffe. Sie werden gemahlen und mit Zuschlägen zu Zement gebrannt, welcher das Bindemittel für die Herstellung von Beton (Gemisch aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand und Kies) ist. Kalkstein wird weiterhin als Zuschlagstoff bei der Verhüttung von Erzen als Schlackenbildner und in der Glasindustrie eingesetzt. Auch in Rauchgasentschwefelungsanlagen wird Kalkstein verwendet.

Sehr reine Kalksteine finden Verwendung in der chemischen Industrie. Kalksteine begegnen uns ebenso als Füllstoff in Papier und als Putzkörper in Zahnpasta oder Scheuermitteln. In der Land- und Forstwirtschaft wird Kalkstein als natürliches Düngemittel und für Schutzmaßnahmen wie z.B. zur Wald- und Teichkalkung eingesetzt. Enorme wirtschaftliche Bedeutung haben Kalksteine auch als Speichergestein für Erdöl und Erdgas.

Kalksteine der besonderen Art

Die devonischen Massenkalke in unserer Region haben aufgrund ihrer Entstehung als ehemalige Riffe einen hohen Reinheitsgrad von durchschnittlich 96% CaCO3. Dadurch waren sie für die Entwicklung der deutschen Kalkindustrie von großer Bedeutung.

Die Riffkalksteine sind durch Umkristallisation des Calcits insbesondere im Raum Diez, Runkel-Dehrn, Steeden, Villmar-Wirbelau und Beselich-Schupbach lokal sehr dicht. Diese Gesteine sind ausgezeichnet polierfähig und weisen alle Farbschattierungen zwischen schwarz, grau und rot auf. Sie besitzen als Naturwerkstein überregionale Bedeutung und wurden in zahlreichen Steinbrüchen als sogenannter „Lahnmarmor“abgebaut.

Zahlreiche Aufschlüsse im Massenkalk zeugen von der über Jahrhunderte überregionalen bis internationalen Bedeutung des „Lahnmarmors“, auch „Nassauer Marmor“ genannt. Als Naturwerkstein wurde er weltweit verarbeitet. So hat man ihn zum Beispiel im Empire State Building in New York zur Innenauskleidung verwendet. Heute wird der „Lahnmarmor“ nicht mehr gewonnen, findet sich aber noch in zahlreichen Bau- und Kunstwerken in der Region.


Verfasser: Roger Lang und Anne Kött

Literaturverzeichnis